Vollentsalzer regenerieren
Viele Aquarianer haben das Problem, daß sie sehr hartes Wasser haben. Man spricht in diesem Zusammenhang gerne von Betonwasser, also einem Wasser, wo die Gesamthärte und die Karbonathärte sehr hoch sind.
Grundsätzlich stellt hartes Wasser selber kein Problem dar aber es gibt eben Tiere, für die hartes Wasser eher kontraproduktiv ist, sowohl in der Haltung als auch in der Zucht.
Darum sind viele Aquarianer darauf angewiesen, ihr Wasser weicher bis extrem weich zu machen, als es eben aus der Leitung kommt. Dazu gibt es natürlich verschiedene Möglichkeiten und viele setzen hier auf eine Umkehrosmoseanlage weil sie der Meinung sind, daß es sehr viel bequemer ist als mit einem Vollentsalzer, da bei der Osmoseanlage eben auch nicht mit Säuren und Laugen hantiert werden muß. Die Säuren und Laugen entfallen bei Osmose zwar aber dafür entsteht Abfallwasser und bei den normalen kleinen Umkehrosmoseanlagen im Handel ist das Abfallwasser dabei nicht unerheblich in der Menge. Die angegebenen Leistungen liegen oft bei 120 Liter Osmosewasser in 24 Stunden aber da ich selber so eine Anlage hatte weiß ich, daß bei sehr hartem Wasser die Leistung weit darunter liegen kann als vom Hersteller angegeben und ich habe es selten über 80 Liter in 24 Stunden gebracht. Irgendwann war die Osmoseanlage dann kaputt und das Thema Osmose hatte sich erledigt.
Aber das Wasser musste hier ja weich gemacht werden und da ich nicht mehr auf Osmose setzen wollte wegen der geringen Leistung und dem immensen Abwasser, kam nur ein Vollentsalzer in Frage und mein Gerät stammt wie auf dem Bild gezeigt, von der Firma Gralla.
Ich will hier einmal beleuchten, wie man einen Vollentsalzer regeneriert, da viele es für sehr kompliziert halten, was es aber gar nicht ist.
Zunächst einmal, habe ich ein 2-Liter-Gerät was bedeutet, daß sowohl die Kationensäule 2 Liter Harz enthält als auch die Anionensäule. Ich will jetzt nicht näher auf die Wirkungsweise der beiden Säulen eingehen sondern erwähne hier lediglich, daß beide Säulen die GH und die KH komplett aus dem Leitungswasser entfernen und der Leitwert dabei bei ca. 10µS liegt, wenn das Gerät frisch regeneriert ist.
Beim Regenerieren gehe ich folgendermassen vor :
Ich muß die Harze in den Säulen zuerst einmal Rückspülen, daß diese aufgelockert werden. Dazu schließe ich zuerst den Kationenaustauscher verkehrt herum an den Wasserhahn an und lasse langsam Wasser durchlaufen. Dabei wird das Harz rückgespült und somit aufgelockert. Dann kommt auch der Anionenaustauscher dran mit Rückspülen. Dazu schließe ich die Kationensäule wieder richtig herum an den Wasserhahn und verbinde dann die Anionensäule mit der Kationensäule wobei der Ani eben verkehrt herum angeschlossen wird wie zuvor der Kati. Dann fliesst ebenfalls wieder Wasser hindurch und lockert auf.
Jetzt geht es an das eigentliche Regenerieren der Harze :
Zuerst ist der Kationenaustauscher dran. Ich benötige dazu 4 Liter verdünnte Salzsäure und dazu fülle ich 3 Liter Leitungswasser in einen Eimer und füge dann sehr vorsichtig 1 Liter 31-33prozentige Salzsäure hinzu. Man muß dabei bedenken, daß immer die Säure in das Wasser gegeben wird aber niemals anders herum. Die Mischung rühre ich dann ein paar mal vorsichtig um und lasse sie kurz stehen. Zum Regenerieren selber benutze ich unter anderem ein kurze Leiter. Dabei steht die Kationensäule auf dem Boden und am Wassereinlauf habe ich einen Schlauch, den ich oben an der Leiter mit Klebeband fixiere. Auf dem Schlauf oben drauf ist ein Trichter, den ich ebenfalls mit Klebeband am Schlauch fixiere, daß er nicht abrutschen kann. Am Wasserauslauf der Säule befindet sich ebenfalls ein Schlauch, der in einen 20-Liter-Kanister führt, um die Flüssigkeit aufzufangen. Ich habe also jetzt wie erwähnt meine 4 Liter verdünnte Salzsäure im Eimer und davon giesse ich immer wieder etwas in einen Meßbecher und mit dem Meßbecher giesse ich die Flüssigkeit in den Trichter oben am Schlauch und lasse die gesamten 4 Liter Salzsäure über einen Zeitraum von ca. 30 Minuten durch die Säule laufen. Man kann es schon fast als tropfend bezeichnen, so langsam wird die Flüssigkeit in den Trichter gegeben. Sind die 4 Liter Säure durchgelaufen, lasse ich den Rest der sich noch in der Säule befindet für weitere 30 Minuten in der Säule stehen um die Wirkung des Harzes zu optimieren.
Nachdem dann die besagten weiteren 30 Minuten um sind, geht es an das Spülen der Säule. Dazu verwende ich 20 Liter Leitungswasser, die in ca. 45 Minuten durch die Säule laufen und mir die Säurerückstände auswaschen. Zum Spülen ziehen ich also den Schlauch am Wassereinlauf ab und es kommt ein anderer Schlauch dran, der mit dem Wasserhahn direkt verbunden ist. Ein 20-Liter-Kanister sorgt auch hier dafür, daß das Spülwasser aufgefangen wird und wenn der Kanister voll ist, sind es definitiv auch 20 Liter, die zum Spülen durchgelaufen sind. Es geht nun nur darum, daß man den Wasserhahn genau soweit aufdreht, daß die Durchlaufzeit für 20 Liter in etwa 45 Minuten beträgt. Da ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt. Nach dem Spülvorgang ist die Kationensäule dann einsatzbereit und es geht an die Anionensäure.
Um die Anionensäule zu regenerieren benötigt man Natronlauge mit etwa 5%. Man muß hierbei beachten, daß man den Anionenaustauscher regeneriert mit kationenfreiem Wasser aus dem Kationenaustauscher also lässt man 4 Liter Wasser durch den Kationenaustauscher in einen Eimer laufen. Dann nehme ich Ätznatron, so ziemlich genau 160-170 Gramm und gebe das in das Wasser im Eimer hinein und rühre wieder vorsichtig um, bis sich das Ätznatron komplett aufgelöst hat. So habe ich dann in etwa meine 5prozentige Natronlauge. Der Vorgang beim Durchlauf der Natronlauge ist identisch der selbe wie bei der Salzsäure, auch von der Zeit her und ich verwende dazu wieder mein Konstrukt mit der Leiter.
Den einzigen Unterschied macht dann hinterher das Spülen der Säule denn dabei wird lediglich der Wassereinlauf des Anionenaustauschers mit dem Auslauf der Kationensäule verbunden und die Kationensäule hängt dabei direkt am Wasserhahn. Auch jetzt laufen wieder die besagten 20 Liter Spülwasser durch, dieses Mal aber eben erst durch den Kationenaustauscher und von dort durch den Anionenaustauscher in einen 20-Liter-Kanister und das Ganze auch über ca. 45 Minuten.
Ist das dann endlich geschafft, ist die Anlage wieder „scharf“ gemacht und die Harze sind regeneriert.
Klar beträgt der Zeitansatz dabei über 3 Stunden aber gemessen an den Betriebskosten gegenüber einer Osmoseanlage rechnet sich der Aufwand allemal und wenn man es das erste Mal hinter sich hat mit dem Regenerieren lacht man nur noch darüber weil es einfach nicht kompliziert ist, wie oft behauptet wird.
Eine Sache muß man allerdings schon beachten dabei. Da man mit Säuren und Laugen hantiert, ist größte Vorsicht geboten. Es ist nicht verkehrt, wenn man dabei säurefeste Handschuhe und einen Augenschutz trägt und der Raum, wo man es macht, sollte auch gut belüftet sein denn die Flüssigkeiten gasen ziemlich stark aus. Beherzt man diese Sicherheitsvorkehrungen, so ist es wirklich unproblematisch und ich habe den Kauf des Vollentsalzer noch nie bereut. Lediglich hätte ich ein größeres Gerät mit mehr Harz nehmen sollen um die Abstände zwischen den einzelnen Regenerierungen zu vergrößern aber es passt auch so denn es ergeben sich nach einer Regenerierung der Harze schon einige hundert Liter vollentsalztes Wasser, bis das Gerät wieder neu scharf gemacht werden muß.
Wer sich für so ein Gerät interessiert, sollte einmal bei der Firma Gralla im Internet vorbeischauen. Da habe ich mein Gerät gekauft und die Vollentsalzer sind in meinen Augen die derzeit Besten, die der Markt zu bieten hat da sie meiner Meinung nach am weitesten durchdacht sind. Lässt man die Säulen mit Gardenaanschlüssen und Schnellentlüftung ausstatten, hat man ein wirkliches Topgerät, was absolut komfortabel in der Anwendung ist.
Schaut es euch einfach mal an, falls es euch interessiert : http://www.gralla-aquarientechnik.de
Ich denke, ich konnte durch meine kleine Anleitung dem ein oder anderen die Angst oder Bedenken nehmen, wenn es um einen Vollentsalzer geht um sein Wasser zu machen.
Weitergehende Informationen finden sich in meinem Buch „Aquaristik im Detail“ bei Amazon.
Hallo,
ich habe mir deinen Bericht durchgelesen da ich immer wieder auf der suche nach einer einfachen Regeneration bin und muss sagen das ist wirklich kompliziert und Zeitaufwendig was du machst.
Ich habe zwei Eheim Compact 1000 Pumpen.
Als erstes beide Säulen kurz rückspülen, dann lasse ich aus dem Kati das Wasser zur regeneration der Ani Säule in einen Eimer, gebe Natronlauge hinzu, als nächstes wird ein Eimer mit verdünter Salzsäure gerichtet.
In jeden Eimer eine Eheim Compact 1000 die Auslauf Schläuche wieder zurück in den Eimer, ich regeneriere im Kreislauf (Salzsäure im Eimer durch Kati und wieder im Eimer) da ja nur die Kontaktzeit der Säure oder Lauge mit dem Harz wichtig ist. Einfacher kanns denke ich nicht mehr sein.
Dann Kati spülen und danach die Ani mit dem Kati spülen.
Grüsse